Amen-em-ope, der Cousin Sen-nefer's

Amen-em-ope, der Cousin von Sen-nefer
[Abb. S84] Sen-nefer und sein Cousin Amen-em-ope (rechts) - aus der Kapelle (TT96A) Sen-nefer's - © ULB/Mission archéologique dans la nécropole thébaine

Die wohl einflussreichste Person aus der Dynastie um Hu-may ist wohl der Cousin1 Sen-nefers, Amen-em-ope, auch Pa-iri genannt.

Die Person Amen-em-ope

Amen-em-ope, in manchen Puplikationen noch als Bruder von Sen-nefer bezeichnet, war Wesir (t3tj) unter Amenophis II. und damit einer der wichtigsten Personen zu seiner Zeit. Ein weiterer Titel war der des "Stadtvorsteher" (jmj-r3 niwt). Laut T. Schneider2 ist übrigens kein zweiter Wesir neben Amen-em-ope zur Regierungszeit von Amenophis II. belegt.
Begonnen hat der Aufstieg Amen-em-ope zur Macht schon unter Tuthmosis III.3 Nach dem Tod von Rechmire (TT100) wurde Amen-em-ope dann zum Wesir ernannt. Hier sollte vielleicht noch angemerkt werden, dass mit der Benennung Amen-em-ope zum Wesir eine drei Generation (Ahmosi Amethu (TT83), Amonuser (TT61 & TT131) und Rechmire) dauernte Vorherrschaft einer der mächtigsten Familie in Theben zu Ende gegangen ist1. Dieses Ereignis zeigt sehr gut den Einfluss von Hu-may, Vater von Amen-em-ope, auf die Entscheidungen des Pharaos.
Eines der wohl herausragentse Ereignis für Amen-em-ope wahr wohl der Feldzug nach Nubien im Jahr 3 der Regierung Amenophis II. Diese Expedition diente zur Ausbau bzw. Festigung der Macht nach Süden und führte bis nach Napata am 4. Katarak. Ob er auch an den anderen beiden großen Feldzügen in den Jahren 7 und 9 teilgenommen hat, ist nicht belegt aber wahrscheinlich.
Interessant ist auch noch, dass Amen-em-ope als Wesir der direkte Vorgesetzte von Sen-nefer war. Aber wie man an den Inschriften in den Gräbern TT29 & TT96 sieht, erfolgte das in einer harmonischen Koexistenz.
Ob Amen-em-ope aber im TT29 begraben wurde ist anzuzweifeln. Mit dem KV48 im Tal der Könige wurde Amen-em-ope die große Ehre zurteil sich ein Grab in der Nähe seines Herrschers zu schaffen.

Amtssiegel von Amen-em-ope
[Abb. S85] Stabsiegel mit dem Namen Amen-em-ope - © ULB/Mission archéologique dans la nécropole thébaine

Das Grab TT29

Eingang zum Grab TT29
[Abb. S86] TT29 mit Vorhof und Grabeingang. Das moderne Equipment stammt von der Université libre de Bruxelles (ULB), die gerade das Grab restaurieren.

Das Grab TT29 hat in seinem, über 3000 Jahre, bestehen schon einiges erlebt. Durch die Ausgrabungen der Université libre de Bruxelles (ULB)4 können wir nun einiger der Phasen in der langen Geschichte rekonstruieren.
Als erstes hat der englische Gelehrte Robert Hay das Grab gegen 1830 beschrieben. Die erste wissenschaftliche Veröffentlichung über das Grab stammt von Percy Newberry aus dem Jahre 1895. Erst ab dem Jahre 2000 wurde dann mit der detailierteren Untersuchung des Grabes durch den ULB begonnen.
Die Architektur des Grabes und die Zeit der 18. & 19. Dynastie
Durch ein Graffiti eines Priesters mit roter Tinte an der südlichen Mauer des Hofes kann der Baubeginn des Grabe ziemlich genau auf den 10 Tag im vierten Monat der Jahreszeit Peret des Jahr 11 der Regierung Amenophis II. festgelegt werden. Mit seinen zwei hintereinader angeordneten Räumen um eine T-Ost-Achse ist das Grab ein typischer Vertreter eines Beamtengrabes der 18. Dynastie. Was hier aber fehlt ist die Grabkammer selbst. Möglicherweise wurde der Bau der Grabkammer an diesem Ort nicht durchgeführt, da Amen-em-ope von Amenophis II., mit dem KV48, ein Grab im Tal der Könige zugestanden bekommen hat. Das Grab TT29 wurde aber mit größter wahrscheinlich als Kapelle für die Totengedenkfeste zu Ehren Amen-em-ope und seiner Frau verwendet.
Die Wände und die Decke der beiden Räume waren vollständig verputzt und zum Teil auch dekoriert. Leider sind die Zerstörungen nach 3000 Jahren im Grab so groß, dass nicht mehr alles zu rekonstruieren war. Totzdem konnten einige der Wandbilder wieder hergestellt werden (siehe S16 auf der Stammbaumseite). Weiters wurden bei den Ausgrabungen sogar noch Gegenstände aus dem Besitz Amen-em-ope gefunden. Wie z.B. das oben gezeigte Stabsiegel (S85) und Teile von Möbel aus der Grabausstattung.
Interessant sind auch die gefundenen Grabbeigaben (z.B. Der Deckel eines Kanopenkruges aus Kalkstein) eines Menkheper (Erster Prophet des Month) aus der späteren 18. Dynasie zur Zeit von Thutmosis IV. bzw. Amenophis III., die im Raum 1, Raum 4 und dem Schacht 1 gefunden wurden. Nach L. Bavay wurde Menkheper wahrscheinlich im Raum 1 begraben. Laut F. Kampp5 handel es sich dabei um die klassische Doppelnutzung eines Beamtengrab in der 18. Dynastie. Wenn diese Vermutungen stimme, dann wurde die Verehrung von Amen-em-ope und seiner Frau an diesem Ort möglicherweise nur eine Generation lang durchgeführt.
Das Grab zur dritten Zwischenzeit bzw. zur Saitenzeit
Die Funde von 200 kleinen blauen Uschebti im Raum 4 & 5 deuten auf eine Wiederverwendung des Grabes, wahrscheinlich zur Zeit der 22. Dynastie, hin. Weitere Funde im Raum 2 & 3 lassen auf eine weitere Belegung in oder um der 26. Dynastie schließen. Dabei wurden Reste von, durch Grabräuber zerstörte, Mumien einer Frau und eines alten Mannes gefunden. Die Art der Mumifizierungstechnik lässt auf den oben erwähnten Zeitrahmen um die 26. Dynastie schließen. Danach kehrte dann bis zum 8 Jhdt. n. Chr. Ruhe im Grab ein.
Das Grab in der Neuzeit
Nach den Funden zu schließen, wie z.B. das Fundament eines Webstuhles und größere Mengen an Tonscherben, wurde ab den frühen 8 Jhdt. n. Chr. das Grab als Behausung von koptische Mönche bzw. Einsiedler benutzt. Diese Art der Benutzung zur dieser Zeit ist nicht ungewöhnlich und auch von anderen Gräbern bekannt, aber leider nur selten gut in der Fachliteratur dokumentiert.
Einer der ersten Besucher des TT29 waren Reisende im 16. Jhdt. n. Chr.. Belegt ist das durch den Fund von 2 Münzen des Sultan Murad III, 1574 n. Chr. die ebenfalls im Schutt der Jahrtausende gefunden wurde.
Und damit schließt sich der Kreis zum Eingangsstatment des Grabes von Amen-em-ope, TT29. Durch die archäologischen Arbeiten des ULB haben wir nun einen guten Einblick in die abwechslungsreiche Geschichte eines Beamtengrabes der 18. Dynastie.

Plan des Grabes TT29
[Abb. S87] Plan des Grabes nach Abschluss der Ausgrabung - © ULB/Mission archéologique dans la nécropole thébaine

Das Grab KV48

Wie schon oben erwähnt wurde Amen-em-ope aber im Tal der Könige im Grab KV48 begraben. Bei diesem Grab handelt es sich um ein einfaches, undekoriertes, Schachtgrab mit einer Größe von 4,7m x 8,4m6. Das Grab wurde schon in der Antike ausgeraubt, aber anschließend wieder versiegelt. Die ersten Aufzeichnungen von dem Grab stammen von E. R. Ayrton aus dem Jahre 1906. Neben Holzfragmenten der Grabausstattung, datunter Teile des Sarges, wurden auch einige Uschebti aus Holz mit der Name und Titel von Amen-em-ope gefunden. Weiters wurde noch die ausgewickelte Mumie eines Mannes gefunden. Ob es sich dabei um die Mumie Amen-em-ope handelt ist mehr feststellbar.

Literatur: [1] D. Laboury: "Sennefer et Aménémopé, Une Affaire de Famille", Égypte, Afrique & Orient #45, (2007), p.43-52; [2] Thomas Schneider "Lexikon der Pharaonen", (2002) p.61; [3] Friederike Kampp "Die Thebanische Nekropole", (1996) p.214-215; [4] L. Bavay "La Tombe Thébaine d'Aménémope Vizir d'Amenhotep II", Égypte, Afrique & Orient #45, (2007), p.7-20; [5] Friederike Kampp "Zur Konzeption doppelter Bestattungsanlagen" aus Thebanische Beamtennekropolen Neue Perspektiven archäologischer Forschung", SAGA 12, (1995) p.205-218; [6] N Reeves & R. H. Wilkinson "Das Tal der Könige", (Augsburg 2000) p.184

Danke an Elke Noppes bei ihrer Hilfe und dem ULB/Mission archéologique dans la nécropole thébaine für die Fotos zu dieser Seite.