Alexander der Große (Alexander III.)

Münze mit Alexander
[Abb. O14] römische Büste Alexander des Großen aus dem 1. Jhdt. n. Chr.. Der Kopf ist eine Kopie eines griechischen Werkes das um 330 v. Chr. entstanden ist (Neues Museum Berlin)

In seiner kurzen Schaffenszeit hat Alexander die politische Landschaft des gesamten Mittelmeerraums nachhaltig verändert. Was Ägypten betrifft kann man ruhig sagen, dass ohne Alexander dem Großen die nachfolgenden Jahrhunderte sicher einen anderen Verlauf genommen hätten. Möglicherweise wäre die ägyptische Kultur schon mit dem letzten Pharao, Nektanebos II. untergegangen und nicht erst ca. 700 Jahre später. Daher habe ich diese Seite dem Thema Alexander der Große in Ägypten gewidmet.

Kurzbiographie

Alexander wurde im Juli 356 v. Chr. in Pella, der Hauptstadt und Residenz seines Vaters Phillip II. (Phillip von Makedonien) geboren. Alexander wurde schon in jungen Jahren auf die Nachfolge als Herrscher von Makedonien, einen mächtigen Kleinstaat in Griechenland, vorbereitet. Zu seinen Lehrern zählten unter anderem Aristoteles und Platons. Von Ihnen erhielt er ein, für seine Zeit einzigartige, Ausbildung. Damit lässt sich auch der umsichtige Umgang mit Ägypten und seiner Kultur erklären, den Alexander sonst bei seinen Eroberungen nicht immer an den Tag legte. Mit 16. bekommt Alexander die ersten Aufgaben als Statthalter und Stellvertreterseines Vater Philipp übertragen. Schon früh zeigt sich hier seine große Entschlossenheit gepaart mit seiner hohen Intelligenz. Der Krieg gegen Athen (338 v. Chr.) wurde vor allem wegen Alexanders Kriegsführung so früh entschieden.
336 v. Chr. wurde sein Vater Philipp ermorden, wobei die Hintergründe bis heute nicht ganz geklärt sind. Einige Historiker sind der Meinung, dass Alexander am Mord seines Vaters mitbeteiligt war. Als erste Maßnahme und um seinen Thron abzusichern, ließ er alle jene Personen die ihm gefährlich werden konnten durch gedungene Mörder, den "Assassinen", ermorden. Anschließend unterwarf er in einem Blitzfeldzug die Ilyrer, Triballer, Geten, Kelten und Thraker.
Da nun die Grenzen von Makedonien gesichert waren konnte sich Alexander seinen Ziel, die Perser zu vernichten, widmen. 334 v. Chr. zog Alexander mit 30 000 Soldaten, 5000 Reitern und einer Flotte aus 160 Schiffen gegen die Perser. Nach Siegen bei Granikus  und Halikarnassos, wo er einen der besten Feldherren der Perser, Memnon, besiegte, schlossen sich immer mehr der westliche Provinzen Alexander an. So kam es im November 333 v. Chr. bei Issos zur ersten direkten Schlacht mit Darius. Erst nachdem Darius im Kampf flüchtete, konnte Alexander diese Schlacht gegen die in Zahl übermäßige Armee gewinnen. Unter den Gefangenen befand sich fast der gesamte persische Hofstaat mit Mutter, Frau und Tochter des Perserkönigs. Die Tochter Barsine nahm Alexander später zur Frau. Nach einer siebenmonatiger Belagerung eroberte Alexander 332 v. Chr. Tyros die Hauptstadt der Phönikier und unterwarf damit dieses Volk. Nach dem Alexander Ende 332 v. Chr. fast kampflos Syrien und Ägypten einnahm zog er mit seiner Armee direkt auf Persepolis, der Hauptstadt des Perserreiches. Die Entscheidungsschlacht in den Ebenen des Tigris gewann Alexander abermals durch die Feigheit seines Gegners Darius. Daraufhin zog Alexander kampflos in Persepolis ein, dass er plündern und niederbrennen ließ.
Der weiter Feldzug führte ihn bis nach Persien (326 v. Chr.) und Indien, wo er 325 v. Chr. den Ozean bei der Indusmündung erreichte. Hier beendete Alexander seinen Feldzug und kehrte nach Persien zurück wo 324 v. Chr. die Massenhochzeit zu Susa stattfand. Am 13.6.323 v. Chr. stirbt Alexander der Große, wahrscheinlich an Malaria, 33 jährig in Babylon. Sein Reich wurde anschließend unter seinen Generälen in Provinzen aufgeteilt. Zu seinem Nachfolger wurde sein geistesschwacher Bruder Arrhidaios und sein damals einjähriger Sohn Alexander IV., der später ermordet wurde, gewählt. Nach einigen Intrigen und Morde zerfiel das Reich Alexanders um 319. v. Chr. endgültig.
Einige Details zu Alexander in Ägypten habe ich anschließend ergänzend angeführt.

Literatur: S. Fischer-Fabian, Alexander - Der Traum vom Frieden der Völker, Gustav Luebbe Verlag; Gustav Droysen, Geschichte Alexanders des Grossen, Athenaion; Gerhard Wirth, Phillip II. - Geschichte Makedoniens Band 1, Urban Taschenbücher/Kohlhammer; Wolfgang Will, Alexander der Grosse - Geschichte Makedoniens Band 2, Urban Taschenbücher/ Kohlhammer; Mary Renault, Feuer vom Olymp/ ? / Ein Weltreich zu erobern, Knaur; Gisbert Haefs, Alexander/Alexander in Asien, Heyne; David Gemmel, Der Löwe von Macedonien/ Der dunkle Prinz, Bastei Luebbe; Karlheinz Grosser, Der Babylonier, Knaur - sowie die Internetseiten http://www.layline.de/geschichte/Alexander_0.html und http://www.alexanderdergrosse.de/.

Das Amun-Orakel und die Krönung

Nachdem bei der Schlacht von Issos der Satrap (Statthalter) von Ägypten und Syrien gefallen war, übergab der Nachfolger, bewusst seiner aussichtslosen Situation, Mazakes, die Herrschaft an Alexander. Damit war Alexander Herr über Ägypten und Syrien. Im Frühjahr 331 v. Chr. zog Alexander mit einer ausgewählten Truppe entlang der Lybischen Küste westwärts nach Paraitonion (heutige Marsa Matruh). Hier erwarteten ihn die Abgesandten Cyperns mit Geschenke mit denen dann Alexander einen Vertrag über die Unabhängigkeit Cyperns abschloss. Nach diesem kurzen Zwischenstopp zog Alexander weiter nach Siwa.
Um die Beweggründe Alexanders sich den Strapazen einer Wüstenreise auszusetzen zu verstehen, sollte man folgendes noch beachten. Alexander glaubte an den Spruch eines Orakels. Schon bevor seine Perserfeldzug begann, befragte er die verschiedensten Orakel über den Ausgang dieses Vorhabens. Ein weiterer Grund ist hier sicher auch noch sich durch den Orakelspruch die Legitimität auf den Thron Ägyptens bestätigen zu lassen. Weil was Alexander am wenigsten brauchen konnte ist eine rebellierende Provinz Ägypten bei seinem Vorhaben Persien zu erobern. Und Ägypten war ein wichtiger Nachschubposten in diesem Krieg.
In Siwa angekommen befragte Alexander das Orakel zum einem zu seiner Zukunft und zum anderen über seine Herkunft. Genauer gesagt wollte Alexander vom Orakel seine göttliche Abstammung bestätigt haben. Die benötigte Alexander um damit den legitimen Anspruch auf den Thron zu besitzen. Eine weitere Frage die er stellte und wo wir keine Antwort kennen, ist die nach dem Mörder seines Vaters Phillip. Einem Alexander gibt man keine ihm nicht genehmen Antworten. Also bekam Alexander die Antworten die er erhofft hatte. Neueste Forschungsergebnisse am Tempel lassen auf die Möglichkeit schließen, dass die Priester des Amun-Orakels durch Geheimgänge und Öffnungen am Dach die Möglichkeiten gehabt habe die Fragesteller zu beobachten. So konnte wußte das Orakel schon vor der Zeremonie viel über den Fragesteller und konnte dementsprechend die Antworten formulieren.
Nach dem Alexander den Orakelspruch erhalten hat und das Orakel dafür reich beschenkte, zog Alexander, wahrscheinlich über die Oase Charga, weiter nach Memphis zur Krönung. Hier wurde Alexander in einer offiziellen Zeremonie zum ägyptischen König über Ober - und Unterägypten gekrönt.

Literatur: Günther Hölbl, A History of the Ptolemaic Empire (2001), Seite: 9-34

Die Kartuschen Alexanders

Nach der Krönung spendete Alexander, so wie es für einen König der Brauch war, den Tempel in Ägypten Geld für Renovierung und für Darstellungen von ihn bei rituellen Handlungen. Damit benötigt aber Alexander neben seinen Name als Kartusche in ägyptischen Hieroglyphen auch mindestens einen Krönungsnamen.

Geburtsname

Geburtsname Alexander
[Abb. O15] sa-Re, Alexandros

Krönungsname

Krönungsname Alexander
[Abb. O16] nesut-bity, Meri-amun Setep-en-re
König von Ober und Unterägypten, Geliebter des Amun, Auserwählter des Re

Bei der Interpretation des Krönungsnamens gehen die Meinungen der Experten auseinander. Die einen behaupten, dass sich der Name auf den Krönungsnamen Ramses II. bezeigt, die anderen wiederum behaupten das der Namen nur die allgemeine Floskel ist. Als Begründung dafür wird angegeben, dass auch andere Fremdherscher, wie z.B. Darius I, diesen Krünungsnamen besessen haben.
Die weiteren ägyptischen Namen Alexanders: sein Horusname mk-kmt (Beschützer Ägyptens), sein alternativer Horusname Hq3-qn, tkn-h3s.wt (tapferer Herrscher, der die Fremdländer angeht). In beiden Namen wir der Eroberer Alexander hervorgehoben.
Folgenden Tempel wurden unter der Herrschaft Alexanders gebaut oder instand gesetzt: in Bahriya (Qasr el-Migysba) - steinerne Kapelle, in Karnak - 4. Pylon und Pyloneingang des Chonstempel, einzelnen Räumen des Ach-Menu,in Hermupolis und in Arment.

Literatur: Peter A. Clayton, Die Pharaonen(1994), Seite: 206-207; Lexikon der Ägyptologie I, Sp 131 f - sowie die Internetseite: http://www.manetho.de/

Die Gründung Alexandrias

Anfang 331 v. Chr. fährt der neue Landesherr auf dem kanopischen Nilarm nach Norden, und westlich der Stadt Kanopos erfolgt die Gründung Alexandrias. Ebenso wie das Opfer an Apis in Memphis und der Zug Alexanders zum Heiligtum des Gottes Ammon in der Oase Siwa ist auch die Gründung einer neuen Stadt sehr wahrscheinlich nicht als rein profaner Akt zu verstehen, sondern im Zusammenhang mit den ägyptischen Krönungsriten zu betrachten, im Rahmen der damit verbundenen oder daraus resultierenden religiösen Pflichten des Gekrönten.
Alexandria wurde auf einer schmalen, hügeligen Landzunge angelegt, zwischen dem Mittelmeer im Norden und dem Mareotis-See im Süden, einem riesigen Binnensee und Süßwasserreservoir, das gleichzeitig die Verbindung zum Hinterland auf dem Wasserwege sicherte. Der Umriss der neuen Stadt glich einem griechischen Schultermantel (Chlamys) bzw. der langen makedonischen Variante dieses Kleidungsstücks. Wohl in Anspielung darauf entstand in Alexandria postum (um 300 v. Chr.) das Kultbild des in eine Ägis (Widderfell mit Schlangensaum und Medusenhaupt) gehüllten Stadtgründers, der diese in Art des makedonischen Militärmantels trägt. Verschiedene antike Autoren heben nun das besondere Engagement des makedonischen Königs bei der Gründung der Stadt hervor, die seinen Namen tragen wird. Unter diesen Autoren waren Plutarch, Diodor, Arrian, Strabon und Aristoteles.
Alexandrias wurde dann die Hauptstadt der Satrapen und der späteren Könige von Ägypten und ist bis heute einer der wichtigsten Städte Ägyptens.

Literatur: Günther Grimm, Alexandria - Die erste Königsstadt der hellenistischen Welt (1998), Verlag Philipp von Zabern, Seite: 18-30

Die Rückführung seines Leichnams

Dem Streit über den Begräbnisort geht ein zweijähriger Streit über die Vorherrschaft Cyperns, zwischen den Generälen Alexanders, aus. Einer der im Streit beteiligten, Perdikkas, beschloss nun den einbalsamierten Leichnam nach Aigai, dem Friedhof der makedonischen Könige, bringen zu lassen. Ptolemäus, erbost über diese Entscheidung und wahrscheinlich auch aus Angst um Macht und Einfluss, ließ den Begräbniszug in Syrien (Frühjahr 321 v. Chr.) überfallen und den Leichnam in die damalige ägyptische Hauptstadt Memphis bringen. Später, als Ptolemäus I., befahl er dann Alexander in ein extra für ihn erbautes Mausoleum (sema oder soma) in Alexandria zu bestatten.
In den darauf folgenden Krieg (Sommer 320 v. Chr.) mit Perdikkas gewann Ptolemäus worauf Perdikkas von seinen Offizieren getötet wurde. Auch in den darauf folgenden Wirren, den 1. Koalitionskrieg, ging Ptolemäus als einer der Sieger hervor. Dieser Sieg war sicher die Grundlage für die spätere Abspaltung Ägyptens vom makedonischen Reich und der beginn einer neuen Ära in der ägyptischen Geschichte die erst 30 v. Chr. mit der Machtübernahme durch Rom endete.

Literatur: Günther Hölbl, A History of the Ptolemaic Empire (2001), Seite: 9-34