Expedition von Gerhard Rohlfs (1873/1874)

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wusste hatte man in Europa nur wenige über den Afrika. Vor allem das Innere des als schwer zugänglich geltenden Kontinents war den Europäern weitgehend fremd. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wuchs jedoch die Zahl der Reisenden, die sich entweder auf eigene Faust oder im Rahmen größerer Expeditionen auf den Weg machten, um diese unbekannten Gebiete zu erkunden. Diese frühen, von den unterschiedlichsten Motiven geleiteten Reisen wird im Allgemeinen eine große wissenschaftliche Bedeutung zugesprochen. Denn es mangelte zu dieser Zeit an empirischem Material, das durch die kleinen und großen Expeditionen geliefert werden sollte. So hatte die von Gerhard Rohlfs geleitete Expedition, die 1873 in unbekannte Gebiete der Libyschen Wüste und den ägyptischen Oasen El-Charga und Dachla aufbrach, eine vorwiegend geografische Zielsetzung. Sie beinhaltete darüber hinaus aber auch geologische Forschungen sowie eine biologische und ethnografische Sammeltätigkeit. Zur Dokumentation dieser Expedition wurde, neben den üblichen Aufzeichnungen und Reiseberichten, ein relativ neues Medium eingesetzt: die Fotografie. Fotografieren war in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch ein schwieriger und langwieriger Prozess der bei einer solchen Expedition eine besondere Herausforderung darstellte.

Um die notwendige Unterstützung zu erhalten hielt Rohlfs seinen wahren Grund, seinen Traum die Oase Kufra zu besuchen, vor dem ägyptischen Vizekönig zurück. Nur so konnte er die großzügige finanzielle Ausstattung der Expedition durch den ägyptischen Vizekönig sichern. Mit dem Geld konnte Rohlfs dann auf Empfehlung des "Photographischen Vereins zu Berlin" die fotografischen Arbeiten an den 29-jährigen Chemiker und Fotografen Philipp Remelé vergeben. Dieser hatte auf der Reise mit schwierigen klimatischen Verhältnissen, wie Hitze und Staub, und mit technischen Einschränkungen, wie z.B. den langen Belichtungszeiten, zu kämpfen.
Übrigens, Rohlfs erreichte Kufra erst 1879, was er fast mit seinem Leben bezahlen musste.

Im Zuge der Reise wurde die Expedition auch mit dem Erbe der alten Ägypter, in Form der Reste der Tempel in El-Charga und in Dachla, konfrontiert. Rohlfs, möglicherweise von Karl Richard Lepsius inspiriert, beauftragte Remelé mit der Freilegung des Tempels von Deir el-Hagar. Rolfs selbst war bei dieser Aktion nicht dabei, er zog zur gleichen Zeit weiter gegen Westen. Remelé brauchte, mit bis zu 40 Arbeitern aus der Oase, immerhin 4 Tagen um den Tempel vom Sand der sich in den Jahrtausenden im Tempel angesammelt hat zu befreien. So machte Remelé mit seiner Plattenkamera einzigartige Fotos vom Tempel in Deir el-Hagar. Lepsius, der von Rohlf die Fotos zugeschickt bekam, hat in der Zeitschrift "Hyroglyptische Inschriften in den Oasen von Xarigeh und Dazileh" im Juli und August 1874 über die Hieroglyphen auf den Fotos berichtet.

Von den Aufnahmen, die Philipp Remelé 1873/74 auf seiner Reise gemacht hat, wurden etwas über 100 Bildkassetten angefertigt die aber leider nie in den Handel gelangt sind sondern an Sponsoren und Freunden verteilt wurden. Das Rohlfs-Archiv im Museum Schloss Schönebeck (Bremen-Vegesack) ist im Besitz einer der vollständigen erhaltenen Kassetten mit den 50 Fotos. Hier sind nun einiger der Bilder die Philipp Remelé in den Oasen El-Charga und Dachla von den ägyptischen Tempel gemacht hat abgebildet.

Oase Dachla / Deir el-Hagar

Historische Aufnahme Deir el-Hagar - nach Westen
[Abb. O47] Der Tempel von Deir el-Hagar Richtung Westen vor dem ausgraben

Historische Aufnahme Deir el-Hagar - nach Norden
[Abb. O48] Der Tempel von Deir el-Hagar Richtung Norden vor dem ausgraben

Historische Aufnahme Deir el-Hagar - Detail
[Abb. O49] Detail des verschütteten Eingangsbereiches

Oase El-Charga / Hibis Tempel

Historische Aufnahme El-Charga - Übersicht
[Abb. O50] Der Hibis-Tempel von El-Charga

Historische Aufnahme El-Charga - nach Osten
[Abb. O51] Teile des Haupttempels in Blickrichtung Osten zum mittleren Tor

Historische Aufnahme El-Charga - nach Westen
[Abb. O52] Teile des Haupttempels in Blickrichtung Westen

Literatur: Museum Schloss Schönebeck (Hg.) - Fotografien aus der Libyschen Wüste (2002)

Danke an das Museum Schloss Schönebeck für die Freigabe der Fotos von Philipp Remelé und Günter Bolte vom Verein Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung eV für die zusätzlichen Informationen zu Rohlfs.