Taffa, Taphis

der Tempel in Museum Leiden
[Abb. N130] Der Tempel nach seiner Wiedererichtung im "Rijksmuseum van Oudheden te Leiden" wie er sich im Jahr 2017 präsentiert

Der Tempel

Am 27. Dezember 1737 besuchte, noch lange vor der Expedition Napoleons (1798 - 1801), der Dänische Kapitän Frederik-Louis Norden die zwei Tempel von Taffa. Er beschreibt die Entdeckung im Jahre 1757 in seinem Buch "Voyage d'Egypte et de Nubie". Norden sah noch den größeren südlichen und den nördlichen Tempel. Der südliche Tempel wurde später, ca. 1850 - 1870, als Baumaterial Stein für Stein abgetragen.
Die erste ernsthafte Untersuchung und Bestandsaufnahme erfolgte dann durch Ch. Laver und E. W. Lane in den Jahren 1826 - 1827. Diese wiederum im Auftrag von Robert Hay arbeiteten. Von Dezember 1907 bis Jänner 1908 wurde im Auftrag von G. Maspero durch italienischen Architekten Barsanti der übergebliebene nördliche Tempel wieder instand gesetzt.

der Tempel 1908
[Abb. N131] Der Tempel 1908, nach seiner Wiederinstandsetzung durch Barsanti

Kaiser Augustus ließ zwischen 27 v. Chr. - 14 n. Chr. im Zuge der Erweiterung seines Herrschaftsgebietes auf Unternubien diese zwei Tempel errichten. Die Tempel wurden ganz in der Tradition der Tempel von Philae gebaut. Welchem ursprünglichen Zweck die Tempel gedient haben ist leider nicht mehr eindeutig nachzuweisen. Sicher ist nur, dass der nördliche Tempel ab ca. 200 - 250 n. Chr. Isis von Philae geweiht war. Das ist an den zusätzlich angebauten "Isis-Blumen" am Tempel erkennbar (Bild). Zu diesen Erneuerungsarbeiten gibt es, an der Innenseite an der rückwärtigen Wand, auch eine griechische Inschrift zur Ehren des Stifters dieser Renovierungsarbeiten (Bild).
Später, laut einer Inschrift am 14. Dezember 710, wurde der Tempel zu einer koptischen Kirche geweiht. In diesem Zusammenhang kann auch das Weihwasserbecken links am rechten Fronteingang gesehen werden (Bild).

Der Wiederaufbau in Leiden

der Tempel 1960
[Abb. N132] Der Tempel, im Zustand vor der Übersiedlung nach Leiden im Jahre 1960

Von 1960 - 1965 hat die UNESCO in einer Rettungsaktion mit 51 Länder 25 Tempel vor der Vernichtung gerettet und unzählige Notgrabungen durchgeführt. Die bekannteste und spektakulärste Aktion wahr wohl die der Übersiedlung der beiden Tempel in Abu Simbel und die Versetzung der gesamten Tempelinsel Philae. Beide Anlagen sind auch auf dieser Webseite beschrieben.
Dabei wurde schon zu Beginn der Rettungsaktion 1960, der noch existierende Tempel von Taffa durch ein ägyptisches / polnisches Team Stein für Stein abgebrochen und auf einer Insel bei Elephantine gelagert worden. Das war unter anderem notwendig geworden, weil durch eine Kollision eines Schiffes der gesamte Tempel eingestürzt war (siehe Bild N132).
Schon bei Beginn der UNESCO Aktion wurde in Aussicht gestellt, dass vier der Tempel als Geschenk an besonders engagierte Länder der Aktion gehen werden. 1969 wurde dann, bei Dekret, der Tempel von Taffa an die Niederlande als Dank für den großen Einsatz bei Abu Simbel und Philae zum Dank übergeben. Weiters wurden die Tempel von Ellesija (1967 an Turin - Italien), Dendur (1968 an New York - USA) und Debod (1970 Madrid - Spanien) sowie ein Teil eines Tempel - das Kalabscha Tor - nach Berlin (1971) verschenkt. Der ägyptische Staat verknüpfte mit dem Geschenk unter anderem folgende Auflage. Der Tempel muss für die Öffentlichkeit zugänglich sein und der Tempel muss in den Ländern in denen die klimatischen Verhältnisse anders als in Ägypten sind, in einem geschützen Raum aufgestellt werden. Die Tempel von Ellesia, Dendur & Tafa befinden sich daher innerhalb eines Museums.
Am 10 Oktober 1970 war es dann soweit, 657 Blöcke in 644 Kisten, das waren ca. 250 Tonnen Material, trat die Reise in die Niederlande an. Am 18. Jänner 1971 ereichte der Tempel seine neue Heimat in Leiden. Es dauerte dann noch 7 Jahre bis mit den Umbau im Museums und anschließend mit dem Aufbau des Tempels begonnen wurde. Am 4. April 1979 wurde dann das umgebaute Museum mit dem Tempel aus Taffa durch Königin Beatrix feierlich eröffnen.

der Tempel beim Wiederaufbau
[Abb. N133] Der Wiederaufbau des Tempels im ehemaligen Innenhof des Museums

Literatur: H. D. Schneider, Taffeh - Rond de wederopbouw van een Nubische tempel, Staatsuitgeverij 's-Gravenhage (1979).